15.05.2018 / Kategorie: Allgemeine Meldung

Dieter Ruckhaberle

Nachruf von Prof. Dr. Gerhard Pfennig


Dieter Ruckhaberle gehörte dem ersten, 1973 gewählten Bundesvorstand des neu gegründeten BBK als Beisitzer an. Gemeinsam mit Anatol Buchholtz, Lucy Hillebrand und H. P. Alvermann profilierte er den Berufsverband, was nicht ohne scharfe Kontroversen ablief. Seine Arbeitsschwerpunkte waren in verbandspolitischer Hinsicht vor allem die Erweiterung der Berufsfelder der bildenden Künstlerinnen und Künstler, die in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung zur Errichtung und dem Betrieb des „Modellversuchs Künstlerweiterbildung“ in Berlin zu vielen parallelen Projekten führte. In der seinerzeit innerhalb der kreativen Berufe geführten heftigen Debatte um die Integration der Verbände in eine Gewerkschaft des DGB vertrat er entschieden und kompromisslos das Ziel der Integration in eine Mitgliedsgewerkschaft, konnte sich aber letztlich im BBK nicht damit durchsetzen. In diesem Zusammenhang war Ruckhaberle mit seinen Kolleg/innen aus Berlin prägend bei der Entwicklung und inhaltlichen Gestaltung der Mitgliederzeitschrift „kultur politik“. Es zeichnete ihn in diesen kulturpolitisch stürmischen Zeiten aus, dass er zwar keinem Konflikt aus dem Weg ging, es aber mit seiner gewinnenden persönlichen Art verstand, nahezu jeden Konflikt ohne persönliche Beschädigungen zu lösen und dadurch viel zu erreichen. In seiner Arbeit in Berlin war er kulturpolitisch an der Restrukturierung der Kunstvereine beteiligt. Wichtiger war aber sein entscheidender Anteil am Aufbau der beispielhaften Infrastruktur für die dort lebenden Künstler/innen, wobei einer seiner größten Erfolge die Einrichtung der Druckwerkstatt im Künstlerhaus Bethanien war. Dieter Ruckhaberle wurde in seiner Arbeit immer geleitet von dem Ziel, in den Konflikten der 68er Jahre den von ihm vermuteten noch vorhandenen undemokratischen Strukturen entschieden entgegenzutreten und einer neuen Politik auch im Kulturbereich den Weg zu bereiten. 1977 übernahm er die Leitung der auch auf sein Betreiben gegründeten, in Berlin dringend notwendigen „Staatlichen Kunsthalle“ im Bikini-Haus. Die Position nutzte er vor allem für das Engagement für Künstler, die im Betrieb der Nachkriegsabstraktion erneut in Vergessenheit zu geraten drohten – wie Grieshaber, Hofer, Schad, Schlichter und Radziwill, denen er große Retrospektiven bereitete. Aber auch wichtige Künstler der Moderne wie Leger oder Rauschenberg stellte er aus. Kontrovers wurde seine große Sitte-Ausstellung aufgenommen, die nach den vorsichtigen Versuchen der Präsentation von DDR-Malern in der Bundesrepublik (West) wie ein Paukenschlag wirkte. Alle Ausstellungen begleiteten Kataloge, die weit mehr als ausstellungsbegleitende Publikationen waren: Lange vor dem Internetzeitalter nutzten er und sein großer Stab engagierter Mitarbeiter/innen diese Publikationen auch für notwendig gehaltene zeit- und kunstgeschichtliche Aufklärung. Das konnte letztlich vor allem in Berlin nicht lange gut gehen; die Kräfte, die er lustvoll provoziert hatte, setzten nicht nur seine Absetzung durch, sondern schütteten das Kind mit dem Bade aus: Die Kunsthalle wurde nach seinem Abgang geschlossen und wird bis heute in Berlin schmerzlich vermisst. Dieter Ruckhaberle wurde, vor allem von seinen zahlreichen Gegnern, wegen seines vielfältigen kulturpolitischen Engagements oft nicht als der wahrgenommen, der er eigentlich war: ein leidenschaftlicher Maler, der nachts intensiv arbeitete, aber sich dem Kunst- und Ausstellungsbetrieb verweigerte, um sich nicht angreifbar zu machen. Schon seine Ausstellungen der Kollegen in der Kunsthalle bezeugten seinen großen Kunstverstand. Nach dem Ende der Arbeit in der Kunsthalle auf sich gestellt, kehrte er zur Malerei zurück, die er mit einer zweiten Leidenschaft verband. Er verbrachte fortan die Hälfte seiner Zeit in Brasilien, wo er intensiv arbeitete und seine Werke veröffentlichte und verkaufte. Dieter Ruckhaberle starb im Mai 2018 im Alter von 79 Jahren. Prof. Dr. Gerhard Pfennig, Sprecher der Initiative Urheberrecht, war von 1973 – 1988 Geschäftsführer des BBK-Bundesverbands und ist seither dessen Justitiar.