Berlin, 24. Januar 2020:
Kunst am Bau in der DDR – Symposium in der Akademie der Künste
Das Symposium des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI), koordiniert durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR), beschäftigte sich erstmals seit der deutschen Einheit im Jahre 1990 auf Bundesebene mit dem Thema Kunst am Bau in der DDR. Die Zahl der Anmeldungen übertraf die Erwartungen des Veranstalters ebenso wie die Raumkapazität des größten Tagungsraumes in der Akademie der Künste am Pariser Platz.
Und so interpretierten die Redner*innen zum Auftakt, Prof. Dr. Wulf Herzogenrath (Akademie der Künste), Staatssekretärin Anne Katrin Bohle (BMI), Petra Wesseler, Präsidentin des BBR, das überwältigende Interesse an dieser Tagung einerseits als offensichtlich überfälligen Austauschbedarf und andererseits als Chance, mit historisch richtigen Abstand für den Beginn einer sachlichen Betrachtung der Kunst am Bau in der DDR. Wie spannend das Thema für viele derzeit ist, zeigte auch die etwas länger ausgefallene Einstimmung auf das Thema durch den Moderator des Tages, Prof. Dr. Arnold Bartetzki (Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa, Leipzig).
Das Programm war anspruchsvoll, dicht und hochwertig zusammengestellt. Eingebettet in das gesellschaftliche Umfeld, die sozialistische Stadtplanung und Architektur durch den bekannten Architekturhistoriker Dr. Thomas Flierl und das Statement zu Ostmoderne. Ein Staat gestaltet die Architektur von Dr. Roman Hillman, Bochum, entfalteten sich erste Eindrücke einer Kunstsparte aus einem teilweise unbekannten Land. Die ausnahmslos aus der Wissenschaft kommenden Referent*innen stellten bestimmte Aspekte dar: Dr. Paul Kaiser, Dresdner Institut für Kultur Studien, Kunst am Bau in der DDR. Auftrag, System und Wandel, Silke Wagler, Kunstfonds der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Künstler*innen als Repräsentant*innen des Staates? und Dr. Ulrike Wendland, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Halle (Saale), Der Umgang mit baubezogener Kunst der DDR nach 1990. Dr. Ute Chibidziura, im BBR für das Konzept dieses Symposiums verantwortlich, präsentierte abschließend Kunst am Bau in Ostdeutschland vor und nach 1990 anhand von Werken aus dem Bestand der Bundesrepublik.
In der Schlussrunde trafen mit Architekt Michael Bräuer, Rostock, Maler Prof. Sighard Gille aus Leipzig, Kunsthistorikerin Prof. Sigrid Hofer, Marburg und Kulturjournalistin Swantje Karich, Berlin auf dem Podium (West-)Theorie und DDR-Zeugenschaft aufeinander. Die Differenz zwischen verschriftlichter Quellenlage in den Archiven und den Berichten zur gelebten Wirklichkeit verblüffte das Publikum. Eine Vertiefung der Forschung in die verschiedenen Aspekte der für manche*n Zuhörer*in überraschend vielfältigen Kunst am Bau der DDR wurde von Referent*innen und aus dem Publikum gefordert, auch im Hinblick auf die Verfahren. Das sah auch Petra Wesseler, Präsidentin des BBR, in ihrem Abschlussplädoyer so und versprach das Engagement ihres Amtes diesbezüglich. Dagmar Schmidt