Kategorie: Berichte des Bundesverbandes

12.09.2019

Berlin, 12. September 2019: Fachausschuss Kulturerbe – Wie wir unser Gedächtnis bewahren

Der Präsident des Bundesarchivs, Dr. Michael Hollmann, war zu Gast in der konstituierenden Sitzung des Fachausschusses Kulturerbe des Deutschen Kulturrates. Er berichtete sehr anschaulich über die Aufgaben und Probleme des Archivwesens seiner Bundesbehörde.


Der Begriff Archiv ist kein geschützter Begriff. In Deutschland gibt es über 1.000 Archive.
In jedem Unternehmen gibt es eine Tür mit der Aufschrift „Archiv“, dahinter verbirgt sich oft Ungeliebtes und stapelt sich Abgelegtes. Es gibt Vorurteile gegenüber Archiven und Archivaren. In Spielfilmen werden Querulanten nach Taschkent abgeschoben oder ins Archiv versetzt. Mit diesem negativen Bild räumte der Bundesarchivar auf. Er verdeutlichte bildhaft die Zwänge des Bundesarchivs. Allein die gestapelten Akten ergeben eine Länge von 440 Kilometern, ein Aktenbestand von der Erdoberfläche bis zur Umlaufbahn der internationalen Raumstation ISS.
Archive sind unser Gedächtnis. Wie kann dieses geschützt werden? Besonders bedroht ist das vergängliche Film- und Fotomaterial. Dieses bedarf einer besonderen Pflege. Die Digitalisierung sichert eine langfristige Bewahrung seiner Inhalte – wenn auch nicht den Erhalt des Originals. Archive bewahren in der Regel unbefristet. Der Bau von Magazinen zur Lagerung ist notwendig, um das stetig wachsende Kulturgut aufzunehmen. Qualifiziertes Personal ermöglicht, dass die Quelle der Information erschlossen bleibt und dass nicht einfach nur „verwahrt“ wird. Es ist klar, dass nicht alles archiviert werden kann. Um aus der Fülle das Bewahrenswerte auszuwählen, gibt es verschiedene Methoden. Ist zum Beispiel das Archeprinzip eine gute Wahl? Suggeriert es doch: „Alles ist gerettet“. Tatsächlich verbirgt sich dahinter eine harte Auslese – nach dem Motto „Von jedem nur ein Paar“. Der Fachausschuss hat sich für die nächste Sitzung vorgenommen, eine Stellungnahme zum Thema Archivstrategie zu erarbeiten.
Zu Beginn der konstituierenden Sitzung hatte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, die Mitglieder des Fachausschusses Kulturerbe zur neuen Amtsperiode begrüßt, die drei Jahre beträgt. Doris Granz